Positives Mindset statt negatives Management: Die Macht der Positiven Psychologie im Unternehmen
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Publication: 2025-06-13
Die emotionale Bindung deutscher Arbeitnehmenden an ihre Arbeitgebende ist derzeit so niedrig, wie schon seit Jahren nicht mehr.
Schlechte Gesundheit, Quiet Quitting, hohe Fluktuation und abnehmende Produktivität sind nur einige der verheerenden Folgen. Doch was können Unternehmen tun, um diesen Negativtrend umzukehren?
Eine mögliche Antwort lieferte Prof. Dr. Florian Becker im Gespräch mit unserem Host Johannes Füß: Positive Psychologie.
Und dieser Ansatz kommt nicht von ungefähr. Niemand versteht die Positive Psychologie so gut wie Prof. Dr. Florian Becker. Für ihn ist Psychologie nicht nur ein Werkzeug zur Lösung von Problemen, sondern vor allem ein Schlüssel, um Menschen und Teams zu mehr Erfolg und Erfüllung zu führen.
Als Psychologe, Professor und einer der führenden Köpfe auf dem Gebiet verriet Prof. Dr. Florian Becker, welch immense Kraft ein positives Mindset für die Entfaltung von Potenzialen und die langfristige Zufriedenheit von Mitarbeitenden hat. Entsprechend sieht er Führungskräfte nicht allein als Manager von Prozessen, sondern auch als aktive Wegbereiter für menschliches Wachstum.
Führung mit Positiver Psychologie: Warum mentale Modelle entscheidend sind
Die große Verantwortung von Leadership, Menschen und Teams zu mehr Erfolg und Erfüllung zu führen, beginnt mit einer Kausalität, die in so manchem hektischen Unternehmensalltag gern in Vergessenheit gerät:
„Emotionen, Zustände sind ansteckend. Das ist auch wissenschaftlich ganz gut belegt. Wenn du selbst deprimiert und antriebslos bist, strahlst du es aus. Wenn du selbst Energie hast, motiviert bist, strahlst du es auch aus. Insofern, das wäre tatsächlich erst mal ein ganz wesentlicher Punkt, auf den man vielleicht auch zu wenig achtet”, bringt es Prof. Dr. Florian Becker auf den Punkt.
Führungskräfte, die mit Energie und Zuversicht vorangehen, motivieren nicht nur ihr Team, sondern schaffen ein Umfeld, in dem sich Kreativität und Leistung entfalten. Statt sich also in Hierarchien zu verlieren, sollten sie vielmehr daran arbeiten, mit ihrer Ausstrahlung das Beste aus ihrem Team herauszuholen.
Das gelingt, indem sich Personen mit Personalverantwortung gezielt bewusst machen, wie ihre Emotionen und Einstellungen die Dynamik ihrer Teams prägen. Die Erkenntnis, dass Emotionen nicht nur ein „weiches Thema“ sind, sondern wissenschaftlich belegte Auswirkungen auf Motivation, Produktivität und sogar auf die Gesundheit haben, ist dabei ein wichtiger Schritt.
Vertrauen als Basis für Teamentwicklung
Ein weiterer zentraler Faktor der Positiven Psychologie ist das Vertrauen.
Prof. Dr. Florian Becker beschreibt eindrücklich, wie der Aufbau von Vertrauen durch kleine, bewusste Gesten enorme Wirkung entfalten kann. Seiner Erfahrung nach ist Vertrauen nicht nur ein Gefühl, sondern ein aktiver Prozess.
Es entsteht, wenn Führungskräfte Verantwortung abgeben und den Mut haben, ihren Mitarbeitenden mehr zuzutrauen, als sich selbst. Ein Chef, der einem Mitarbeitenden ganz bewusst anspruchsvolle Tätigkeiten übergibt, zeigt genau das: Vertrauen stärkt Selbstvertrauen.
„Den Vertrauenskreislauf beobachtet man bei Lehrern und Schülern, bei Ärzten und Patienten, bei Trainern und Sportlern und eben auch bei Führungskräften und Mitarbeitenden. Führungskräfte sollten Mitarbeitenden Verantwortung übertragen und Handlungsspielraum geben. Der Trick ist, ihnen immer einen Schuss mehr Vertrauen und einen Schuss mehr Verantwortung zu geben, als eigentlich sinnvoll ist. Das schafft einen positiven Kreislauf.“
Gewohnheiten erkennen und mit Positiver Psychologie gezielt verändern
Für die meisten Menschen bedeutet das gezielte Gestalten von Vertrauensbeziehungen vor allem jedoch eines: Gewohnheiten zu verändern.
Viele Verhaltensweisen im Arbeitsalltag laufen unbewusst ab. Und nicht wenige davon sind suboptimal für die Psyche aller Beteiligten.
„Das meiste, was Mitarbeiter machen, sind Gewohnheiten und nicht jede Gewohnheit ist gut. Häufig beschäftigen sie sich auch nicht mit der Frage, welche Power optimistisches Denken haben kann. Auf der anderen Seite gibt es allerdings auch Gefahren des blinden Optimismus, die man vermeiden muss. Insofern würde ich persönlich immer bei den Führungskräften ansetzen. Denn sie sind Multiplikatoren.”
Entsprechend sollten Leader immer zuerst ihre eigenen Gewohnheiten analysieren, bevor sie Veränderungen im Team anstoßen. Eine Methode hierfür sind strukturierte Feedbackschleifen, z. B. durch anonymes Mitarbeiterfeedback.
Diese Methode eröffnet Führungskräften neue Perspektiven auf ihr Handeln und schafft die Basis für nachhaltige Veränderungen. Im Anschluss können kleine Veränderungen oder das bewusste Etablieren neuer Routinen bereits große Effekte auf die Psyche der Mitarbeitenden haben.
Glück am Arbeitsplatz als Erfolgstreiber
Prof. Dr. Florian Becker bricht mit einem weit verbreiteten Mythos: Erfolg führt nicht zu Glück – vielmehr ist Glück die Grundlage für Erfolg. Für ihn steht fest: Glückliche Menschen sind produktiver, kreativer und beliebter. Folglich sollten Unternehmen alles daran setzen, Positive Psychologie als festen Bestandteil in den Arbeitsalltag zu integrieren und so ihre Mitarbeitenden in den Flow-Zustand zu bringen.
In anderen Worten bedeutet das, Mitarbeitende weder zu unter- noch zu überfordern und ihnen sinnvolle Aufgaben zu geben, die sie motivieren. Auf diese Weise entsteht eine Arbeitsumgebung, in der die Mitarbeitenden persönliche Ziele mit den Unternehmenszielen verbinden können.
HR-Abteilungen agieren bei dieser Form der Leadership als Enabler. Mit gezielten Programmen, die auf psychologischen Erkenntnisse basieren, können HR-Abteilungen Führungskräfte nicht nur ausbilden, sondern auch begleiten.
Fazit: Führung neu denken mithilfe der Positiven Psychologie
Eine Führungskraft, die sich selbst nicht versteht, kann auch niemand anderen führen.
Aus diesem Grund sieht Prof. Dr. Florian Becker die Psychologie als ein unverzichtbares Werkzeug für moderne Führung. Sie hilft, Potenziale auszuschöpfen, Teams zu motivieren und Herausforderungen mit einem positiven Mindset zu begegnen. Unternehmen, die Psychologie in ihre Führungs- und HR-Strategien integrieren, haben nicht nur zufriedenere, sondern auch leistungsstärkere Mitarbeitende.
Entsprechend lautet sein Appell: Psychologische Grundlagen gehören in jede Führungsausbildung. Ob Growth Mindset, Gewohnheitsänderung oder die Macht der Emotionen – wer diese Instrumente kennt und nutzt, wird effektiver und inspirierender.
Check-Liste: 10 Schritte, um Positive Psychologie im eigenen Unternehmen zu etablieren
1. Zeige Vertrauen und lasse deine Mitarbeitenden wachsen.
Gib deinem Team Aufgaben, die sie leicht herausfordern – wie die Leitung eines Projekts oder die Verantwortung für neue Themenbereiche.
2. Schaffe positive Stimmung durch deine Ausstrahlung.
Geh mit Optimismus in den Tag, sprich Lob aus, feiere Erfolge und inspiriere dein Team mit positiver Kommunikation.
3. Zeige den Sinn hinter der Arbeit.
Hilf deinen Mitarbeitenden, zu verstehen, wie ihre Arbeit zum Gesamterfolg des Unternehmens beiträgt – etwa durch Storytelling oder gemeinsame Zielbesprechungen.
4. Bring dein Team in den Flow.
Achte darauf, dass Aufgaben weder über- noch unterfordern, indem du abwechslungsreiche Projekte bietest und Ziele individuell anpasst.
5. Fördere ein Growth Mindset in deinem Team.
Betrachte Fehler als Lernchancen und teile deine eigenen Erfahrungen, um eine Kultur des Wachstums und der Weiterentwicklung zu fördern.
6. Mache Gewohnheiten sichtbar und verändere sie.
Bitte dein Team um anonymes Feedback, um unbewusste Verhaltensweisen zu erkennen, und arbeite gezielt daran, neue Routinen zu etablieren.
7. Stärke das Wohlbefinden deiner Mitarbeitenden.
Biete Programme an, die Schlaf, Ernährung und Bewegung fördern, oder ermögliche flexible Arbeitszeiten und ergonomische Arbeitsplätze.
8. Hole dir ehrliches Feedback durch Aufwärtsfeedback.
Gib deinem Team die Möglichkeit, anonym Feedback zu deiner Führung zu geben, und nutze die Rückmeldungen, um dich gezielt weiterzuentwickeln.
9. Setze psychologische Prinzipien in deiner Führung ein.
Lerne Grundlagen wie selbsterfüllende Prophezeiungen oder Resilienz und wende sie in deinem Führungsalltag an, um deine Wirkung zu verstärken.
10. Etabliere Rituale für positive Dynamik.
Führe wöchentliche Erfolgsgespräche oder regelmäßige Check-ins ein, um das Teamgefühl zu stärken und eine konstruktive Atmosphäre zu schaffen.