Wie die DB Fernverkehr durch einen systematischen Kulturwandel die Weichen für die Zukunft stellt
Category: Level Up HR

Publication: 2025-06-13
Die DB Fernverkehr AG befindet sich mitten in einer tiefgreifenden Kulturtransformation, die den Konzern für die Herausforderungen der nächsten Jahre wappnen soll. Doch wie genau sieht dieser Wandel aus und welche Schritte sind notwendig, um ihn effizient umzusetzen?
Einen Ausblick gibt Martin Jende, Vorstand Personal und Arbeitsdirektor bei der DB Fernverkehr AG. Im Level UP HR Podcast vergleicht er das Vorhaben mit einem Marathon, bei dem die erste Station mit Bananen und Getränken zwar schon in Sicht, aber noch nicht erreicht ist.
In anderen Worten, der Transformationsprozess erfolgt langfristig, systematisch und damit nachhaltig.
Warum Kulturwandel notwendig ist
Die Gründe für den angestrebten Kulturwandel bei der DB Fernverkehr AG sind vielfältig. Martin Jende führt hier an erster Stelle die sich ständig verändernden Marktbedingungen an, an die sich das Unternehmen anpassen muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Dazu zählen unter anderem Aspekte wie:
- Technologische Innovationen und der damit verbundene Digitalisierungsdruck,
- Ein wachsender Kundenanspruch,
- Gesetzliche Verpflichtungen wie z.B. wie das Pariser Abkommen,
- Fachkräftemangel und daraus resultierender Nachwuchsmangel etc.
Hinzu kommen selbst gesteckte Ziele wie die angestrebte Mobilitätswende bis 2030 und die Klimaneutralität bis 2040. Entsprechend relevant ist es für den Konzern, sich nicht nur moderner, sondern auch flexibler und agiler aufzustellen.
Die externen Rahmenbedingungen sind jedoch nicht der einzige ausschlaggebende Faktor. Ein weiterer wichtiger Grund für eine tiefgreifende Transformation ist das Aufrechterhalten der Mitarbeiterzufriedenheit.
Denn nur durch eine positive Unternehmenskultur können die besten Talente gewonnen und gehalten werden. Und diese Kultur kann nur entstehen, wenn ein Unternehmen mit der Zeit geht und den veränderten Erwartungen der Belegschaft an den eigenen Arbeitsplatz gerecht wird.
Die Rolle von HR und werteorientierter Leadership im Transformationsprozess
Für Martin Jende steht allerdings nicht nur fest, dass es einen Kulturwandel braucht. Er betont zudem die zentrale Rolle von HR und werteorientierter Leadership bei der Begleitung der Change-Prozesse:
„Diesen Wertekanon haben wir von oben vorgegeben. Das waren für uns drei Schlagworte. Erstens Mut: Sei mutig, triff Entscheidungen. Zweitens, übernimm Verantwortung in deinem Bereich und lass aber auch die Verantwortung von anderen dort, wo sie eigentlich hingehört. Das Letzte ist Vertrauen. Habe das Vertrauen in deine eigene Kompetenz und dein eigenes Wissen, aber auch in die Nachbarabteilung. Du musst davon ausgehen, dass sie auch nur das Beste für die Unternehmung und den gemeinsamen Erfolg tun. Und mit diesen drei Dimensionen - Mut, Verantwortung und Vertrauen - sind wir dann in die Organisation gegangen und haben den Modus der praktischen Umsetzung eingeleitet.”
Veränderungen in der Unternehmenskultur sind ein langfristiger Prozess und erfordern ein systematisches Vorgehen, um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen.
Die HR übernimmt hierbei eine Doppelrolle. Sie ist längst nicht mehr nur Dienstleister, der administrative Aufgaben des täglichen Alltagsgeschäfts übernimmt. Zudem agiert sie als strategischer Partner, der maßgeblich zur Gestaltung und Steuerung der Unternehmensstrategie beiträgt.

Innovative Unternehmen nutzen HR als Katalysator für effektive Leadership
Veränderungen und Anpassungsfähigkeit prägen unseren Alltag, privat wie beruflich. Daher ist es wichtiger denn je, dass HR-Abteilungen und Führungskräfte eng zusammenarbeiten. Nur so kann ein Unternehmen sicherstellen, dass es auf aktuelle Herausforderungen nicht nur reagiert, sondern darauf proaktiv agiert.
Nebst dieser Zusammenarbeit ist das Verständnis und die Anwendung der agilen HR-Methode unabdingbar. Für viele im Personalmanagement wie auch auf der Führungsebene ist es ein großer Umdenkungsprozess, inkrementell statt radikal Veränderung zu bewirken. Inkrementell bedeutet, dass die Wertschöpfung durch kleine, schrittweise Veränderungen erzielt wird, die durch einen Test- und Lernansatz bestätigt werden. Diese Feedback-Schleife weicht klar von einer starren Planung im Voraus ab und schafft Raum für die sich stets weiterentwickelnden Personal- wie Leadershipbedürfnisse.
„HR als Katalysator für effektive Leaders – das ist der Weg, auf dem innovative Unternehmen heute wandeln.” – Kathleen Matthes
Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung und anderen Fachabteilungen. HR muss dabei helfen, die Organisation agil zu halten und den Mitarbeitenden die notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen für den digitalen Wandel zu vermitteln. Besonders erwähnt sei an dieser Stelle die Unterstützung der Führungskräfte.
Schließlich nehmen die Führungskräfte aufgrund des Anspruchs der wertebasierten Leadership eine Schlüsselrolle ein. Sie müssen nicht nur fachlich kompetent sein, klare Ziele zu setzen und diese konsequent zu verfolgen. Zudem sollten sie eine Vorbildfunktion erfüllen, indem sie die Veränderungen aktiv vorleben. Dieser Schritt elementar, um alle Mitarbeitenden in den Transformationsprozess einzubinden.
Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Kulturtransformation
Die nötige Orientierung für den tiefgreifenden Kulturwandel liefern vier inhaltliche Themenfelder, die das Vorstandsteam der DB Fernverkehr definiert hat:
- Die bewusste Auseinandersetzung mit dem eigenen Angebot
- Analyse, wie die Nutzung vorhandener Assets optimiert werden kann
- Erhöhung der Personalproduktivität, um gestiegene Anforderungen mit dem gleichen Personalkörper zu bewältigen
- Verschlankung interner Verwaltungsprozesse
Die Erarbeitung und Umsetzung dieser Themenfelder erfolgt größtenteils durch interne Kräfte, die vernetzt über alle Bereiche hinweg Maßnahmen ergreifen und dabei nur punktuell durch externe Berater unterstützt werden.
Zu diesen Maßnahmen gehören unter anderem:
Klare Kommunikation und Partizipation
Ein erfolgreicher Kulturwandel basiert auf klarer Kommunikation und der aktiven Einbindung aller Mitarbeitenden. Es ist wichtig, dass alle Ebenen des Unternehmens die Ziele und den Nutzen der Veränderungen verstehen und mittragen. Eine kontinuierliche Kommunikation und ein offenes Ohr für die Sorgen und Anregungen der Mitarbeitenden sind hierbei entscheidend. Aus diesem Grund veranstaltet die DB Fernverkehr AG regelmäßig Informationsveranstaltungen, Feedback-Runden und Workshops.
Kontinuierliches Lernen und Entwicklung
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist das Fördern des lebenslangen Lernens in Form von steter Weiterentwicklung der Führungskräfte und Mitarbeitenden. Dies kann durch gezielte Schulungen, Coaching und Mentoring-Programme erreicht werden.
Technologische Unterstützung
Ein wesentlicher Treiber des Kulturwandels bei DB Fernverkehr ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz. KI-Technologien helfen dabei, Prozesse zu optimieren, Routineaufgaben zu automatisieren und Entscheidungsprozesse zu beschleunigen. Beispielsweise können durch den Einsatz von KI Fahrgastdaten besser analysiert und somit Dienstleistungen verbessert werden. Auf diese Weise wird mehr Zeit für strategische Aufgaben geschaffen. Auch in der internen Kommunikation und im Wissensmanagement spielt KI eine immer größere Rolle.
Fazit
All diese Bemühungen dienen einem übergeordneten Ziel:
Das Unternehmen ganzheitlich so aufzustellen, dass es die Herausforderungen der kommenden Jahre effizient bewältigen kann, ehe der Zug abgefahren ist.
Martin Jende fasst zusammen: „Wenn man sich so ganz kurz mit unserem Business beschäftigt, wird man ganz schnell merken, wir sind ein sehr energieintensives Unternehmen. Wir sind ein sehr kapitalintensives Unternehmen und wir sind ein personalintensives Unternehmen. Gemeinsam mit dem veränderten Arbeitsmarkt und dem Fachkräftemangel sind das jetzt gerade drei Herausforderungen, die vor uns stehen und die wir jetzt irgendwie in den Griff kriegen müssen. Und dafür haben wir uns jetzt auch viel vorgenommen mit einem Effizienzprogramm, was ich gerade schon kurz gesagt habe, wir wollen in Zukunft weiterwachsen, aber mit dem gleichen Personalstamm.”
Damit ist die DB Fernverkehr ein Musterbeispiel dafür, wie man mithilfe einer werteorientierten und innovativen HR-Strategie die Weichen der Zukunft stellt.