Bewegung für alle: Inklusion und Barrierefreiheit in Sporteinrichtungen
Category: Für Partner
Autor: M. Gedik · Publication: 2025-04-23
Sport ist Medizin – aber auch für alle zugänglich?
Regelmäßige körperliche Aktivität bietet zahlreiche Vorteile für die körperliche und geistige Gesundheit. Sie trägt zur Prävention und Behandlung von nicht übertragbaren Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Diabetes bei, lindert Symptome von Depressionen und Angstzuständen, fördert die Gehirngesundheit und verbessert das allgemeine Wohlbefinden .¹ Sie ist für alle Menschen von Bedeutung.
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass alle Menschen an Sportangeboten teilnehmen können. Doch wie sieht es mit den Angeboten für unterschiedliche Zielgruppen aus? In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die verschiedenen Angebote und die Bedeutung von Barrierefreiheit und Inklusion im Sportbereich.
1. Barrierefreiheit und Inklusion: Eine Grundvoraussetzung für alle
Barrierefreiheit bezieht sich nicht nur auf die bauliche Zugänglichkeit von Gebäuden, sondern umfasst auch digitale, kommunikative und soziale Barrieren. Besonders für Menschen mit Behinderungen ist Barrierefreiheit von großer Bedeutung, damit sie sich problemlos in den Einrichtungen bewegen und die Angebote nutzen können. Aber auch für Menschen ohne Behinderungen sind barrierefreie Lösungen von Vorteil – etwa Rampen und Aufzüge, die nicht nur für Rollstuhlfahrer*innen, sondern auch für Eltern mit Kinderwagen oder Personen mit schwerem Gepäck hilfreich sind.
2. Inklusive Sportangebote für Menschen mit Behinderung
Inklusive Sportangebote, bei denen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam aktiv werden, sind bislang noch die Ausnahme. Insgesamt bieten in Deutschland nur 7%, der etwa 87.000 Sportvereine inklusive Sportmöglichkeiten. Auch in Fitness- und Wellnesseinrichtungen sind solche Angebote noch nicht weit verbreitet. Dennoch wächst das Bewusstsein für diese Thematik, was eine integrative Sportkultur fördert ⁴. Die Ergebnisse aus dem Forschungsprogramm „Sport und Inklusion“ von SOD und BGW aus dem Jahr 2022 zeigen zwar, dass es in 29 von 30 untersuchten Sportarten zumindest ein spezielles Angebot für Menschen mit Behinderungen gibt, wirklich inklusive Angebote jedoch noch selten sind und oft als einmalige Events auftreten, anstatt als dauerhafte Programme. Zudem sprechen wir hier ausschließlich von Sportvereinen.
Der Mangel an Barrierefreiheit, fehlende soziale Unterstützung und negative Einstellungen innerhalb von Fitnessstudios gehören zu den häufigsten Hindernissen, die die Teilnahme an gym-basiertem Training erschweren ⁷. In einer Studie des Forschungsverbunds Kinder- und Jugendsport NRW aus dem Jahr 2022 zeigten sich bei der Infrastruktur der Fitnessstudios große Unterschiede in der Barrierefreiheit. Spezielle Geräte sind selten vorhanden. In nahezu allen untersuchten Studios wurden die Möglichkeiten zur Sportpartizipation vor allem im Freihantelbereich und durch Anpassungen bestehender Geräte gesehen, wobei diese Anpassungen überwiegend auf Menschen im Rollstuhl ausgerichtet sind. Besondere Rücksicht auf Menschen mit geistigen Behinderungen haben 7 von 14 interviewten Leiterinnen von Fitnessstudios in Nordrhein-Westfalen genommen, indem Geräte nummeriert und auf einem Plan visualisiert wurden.
Inklusive Sportangebote, bei denen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam aktiv werden, sind in Deutschland noch die Ausnahme. Die Relevanz dieser Angebote zeigt sich in den folgenden Punkten:
🤔 Unterschiede in der Barrierefreiheit:
In Fitnessstudios bestehen große Unterschiede in der Barrierefreiheit
- Spezielle Geräte sind selten
- Anpassungen betreffen überwiegend den Freihantelbereich
- Anpassungen sind hauptsächlich für Menschen im Rollstuhl ausgerichtet ⁶
✅ Aktuelle Verfügbarkeit:
- Nur 7% der etwa 87.000 Sportvereine in Deutschland bieten inklusive Sportmöglichkeiten an. ⁴
- In Fitnesseinrichtungen sind solche Angebote ebenfalls noch nicht weit verbreitet. ⁴
- In 29 von 30 untersuchten Sportarten zumindest ein spezielles Angebot für Menschen mit Behinderungen. ³
⚔️ Herausforderungen bei der Umsetzung:
- Echte inklusive Angebote treten oft nur als einmalige Events auf, statt als dauerhafte Programme. ³
- Häufige Hindernisse für die Teilnahme an gym-basiertem Training sind oft:
- Mangelnde Barrierefreiheit
- fehlende soziale Unterstützung
- ablehnende Haltung in den Fitnessstudios. ⁷
Das Bewusstsein für die Bedeutung inklusiver Sportangebote wächst und fördert eine integrative Sportkultur. ⁴ Dennoch ist es dringend erforderlich, inklusive Angebote weiter auszubauen und dauerhafte Lösungen zu schaffen. Dabei sollten neben Menschen mit Behinderungen auch andere Personengruppen berücksichtigt werden, die Einschränkungen in der Sportwelt erfahren, wie schwangere Personen, Eltern, Senior*innen und Minderjährige.
3. Dimensionen der Barrierefreiheit und Tipps
Räumliche und bauliche Barrierefreiheit
Barrierefreie Gebäude und Außenbereiche sind entscheidend, damit alle Menschen, unabhängig von ihren körperlichen Voraussetzungen, Sport- und Wellnesseinrichtungen nutzen können. Rampen, Aufzüge und automatische Türen ermöglichen den Zugang für Menschen im Rollstuhl, mit Rollatoren oder Kinderwagen. Rutschfeste Böden, Handläufe und gut sichtbare Beschilderungen sorgen für zusätzliche Sicherheit. Taktile Leitsysteme und kontrastreiche, gut lesbare Schilder helfen Menschen mit Sehbehinderungen. Breite Gänge, angepasste Tresenhöhen und barrierefreie Toiletten gewährleisten eine selbstständige und sichere Nutzung für alle.
Kommunikative Barrierefreiheit
Kommunikative Barrierefreiheit stellt sicher, dass alle Menschen, unabhängig von Sprach-, Hör- oder Sehbeeinträchtigungen, an Sport- und Wellnessangeboten teilnehmen können. Videos mit Untertiteln und Echtzeit-Schriftübersetzungen ermöglichen den Zugang zu Informationen. Leichte Sprache vereinfacht komplexe Inhalte, sodass sie für mehr Menschen verständlich sind. Auch analoge Medien wie Flyer sollten barrierefrei gestaltet sein – mit klaren Strukturen, großer Schrift und ggf. Braille-Schrift.
Informative und technologische Barrierefreiheit
Digitale Barrierefreiheit sorgt dafür, dass Webseiten und digitale Inhalte für alle zugänglich sind, z. B. durch Screenreader-kompatible Webseiten, klare Navigation und kontrastreiche Farben. Technologische Hilfsmittel wie Sprach-zu-Text-Programme oder Braille-Displays verbessern den Zugang für Menschen mit Beeinträchtigungen. Künstliche Intelligenz (KI) kann hierbei unterstützen, indem sie Webseiten automatisch optimiert, Alternativtexte erstellt und Inhalte in Leichte Sprache übersetzt.
4. Inklusive Sportangebote für weitere Zielgruppen
Angebote für Schwangere und Eltern
Die positiven Effekte von Bewegung während der Schwangerschaft sind vielfältig. Sportliche Aktivitäten wie aerobes Training, Übungen zur Stabilisierung der Lendenwirbelsäule, Dehnübungen, Wassergymnastik, Nerven- und Sehnengleitübungen sowie moderates Ausdauertraining unterstützen die Gesundheit der Schwangeren und können auch das Wohlbefinden des Babys fördern. Regelmäßige Bewegung während der Schwangerschaft reduziert das Risiko von Schwangerschaftsdiabetes und hilft, die Muskulatur für die Geburt zu stärken ⁸.
Besondere Angebote wie „Baby&Me Fitness“, bei denen Eltern und Kinder gemeinsam aktiv werden, bieten eine wertvolle Möglichkeit, als frischgebackene Eltern Zeit für Sport zu finden. Diese Programme bieten nicht nur gesundheitliche Vorteile, sondern auch soziale Unterstützung und fördern die Bindung zwischen Eltern und Kind.
Senior*innen: Fitness für das hohe Alter
Mit zunehmendem Alter wird es immer wichtiger, körperlich aktiv zu bleiben, um die Gesundheit zu erhalten. Regelmäßige Bewegung hilft dabei, chronischen Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Muskuloskelett-Erkrankungen entgegenzuwirken, die Gesundheitsspanne zu verlängern und die körperliche Funktionsfähigkeit zu erhalten ¹⁰.
Beispielsweise hat sich Yoga als besonders vorteilhaft für ältere Menschen erwiesen, da es Kraft, Gleichgewicht und Flexibilität fördert. Yoga hat vor allem bei Menschen in ihren 60ern und 70ern eine positive Auswirkungen auf die körperliche Fitness. Es reduziert das Risiko von Stürzen, stärkt die Muskulatur und unterstützt die Beweglichkeit ⁹.
Fitness- und Wellnesseinrichtungen, die speziell auf die Bedürfnisse älterer Menschen ausgerichtet sind, tragen dazu bei, dass Senior*innen länger unabhängig bleiben und das Risiko altersbedingter Erkrankungen gesenkt wird. Hierzu gehören spezielle Kurse mit geringerer Intensität sowie barrierefreie Zugänge, die es auch älteren Menschen ermöglichen, die Einrichtung ohne Schwierigkeiten zu nutzen.
Minderjährige: Zugänglichkeit und gesunde Entwicklung
Für junge Menschen ist regelmäßige Bewegung von zentraler Bedeutung, um eine gesunde Entwicklung zu fördern und langfristig gesunde Gewohnheiten zu etablieren. Bei Kindern und Jugendlichen trägt körperliche Aktivität zur Knochengesundheit bei, unterstützt das Wachstum und die Entwicklung der Muskulatur und verbessert motorische sowie kognitive Fähigkeiten ¹ .
Vereine und Fitnesseinrichtungen bieten auch für minderjährige Jugendliche eine Vielzahl von Angeboten, wobei hier besondere rechtliche Rahmenbedingungen gelten. Minderjährige zwischen 7 bis einschließlich 17 Jahren können Fitnessverträge und Vereinsmitgliedschaften nur mit Zustimmung ihrer Erziehungsberechtigten abschließen.
Fazit: Quick Wins für Sporteinrichtungen
Schon mit einfachen, schnellen und kostengünstigen Maßnahmen können Sporteinrichtungen einen Beitrag zur Verbesserung der Barrierefreiheit leisten. Dazu gehören unter anderem:
- Installation von Handläufen an Treppen und Rampen
- Auslegen von rutschfesten Böden in ausgewählten Bereichen
- Nutzung von kontrastreichen, gut lesbaren Schildern im Studio
- Untertitel für (Marketing-)Videos auf der Studio-Website, Social Media oder auf Screens im Studio
- Verwendung von leichter Sprache in Broschüren oder Flyern
- Optimierung der digitalen Inhalte für Screenreader mithilfe von KI
- Integration von Braille-Schrift auf wichtigen Informationsmaterialien
Diese Maßnahmen sind einfach umzusetzen und tragen maßgeblich dazu bei, dass Sporteinrichtungen für alle zugänglich werden.
